Pausenmodus

Ich hab zu diesem Thema meinem Lieblingsmagazin LEO in der alten Heimat ein kurzes Interview gegeben:

Hallo, mein Name ist Christoph Reuter, ich bin Pianist, Komponist und Kabarettist. Das sind alles Berufsbezeichnungen, die eigentlich nur vor Publikum plausibel sind. Da das im Moment nicht geht, ist mein Leben halt anders. Meine Frühjahrssaison wäre noch bis Ende Juni gegangen und mit einem Konzert beim „Rheingau Musik Festival“ beendet worden. Daraus wird nun bekanntlich nichts. Ich hatte mich auch sehr auf den 20. März gefreut, mein „Melanchthon-Oratorium“ mit Dessauer Ensembles bei den „Chor- und Orchestertagen“ in der Dessauer Johanniskirche zu dirigieren. Daraus wurde auch nichts und mir taten die vielen Mitwirkenden sehr leid, alles geprobt zu haben und dann nicht spielen zu dürfen. Leider wird auch unser „l´arc six“ Konzert in Köthen am 16. Mai Corona zum Opfer fallen. Das Leben ist halt unvorhersehbar. Aber das macht es auch spannend. Ich bin ein großer Freund davon, Dinge, die man nicht ändern kann, zeitnah zu akzeptieren. Was mache ich stattdessen?

Ein Pianist kann eigentlich nie genug üben, das sagte schon meine Dessauer Klavierlehrerin Frau Kynast. Und zack, hatte ich gleich zu Beginn der Krise meine erste Aufgabe: mehr üben. Und zwar täglich. Vor allem Musik, die ich im normalen Tourleben zwar nicht spiele, aber sehr verehre. Gerade übe ich den „Sturm“ von Beethoven, was auch thematisch gut in diese Zeit passt. Klavierliteratur ist unerschöpflich, da könnte die Krise auch länger dauern, da komme ich in 30 Jahren nicht durch. Wobei ich natürlich hoffe, dass diese Corona-Sache bis Ende August wirklich vorbei ist.

Ein Komponist kann eigentlich nie genug komponieren. Es fehlt oft die Zeit und die Deadline der Abgabe rückt unaufhaltsam näher. Da ist jetzt anders und ich schreibe gerade mit dem Autor Andreas Hillger an unserem dritten gemeinsamen Oratorium für Chor, Orchester, Band und Solisten, das, so Corona es erlaubt, im September Premiere hat. Beim Komponieren ist es das Schwierigste, sich für einen Ton zu entscheiden, das kann dauern. Dafür habe ich nun mehr Zeit: Ein C oder ein D, oder doch ein D oder was hältst Du von einem Fis? Da kann ich stundenlang mit mir diskutieren. Und das geht jetzt!
Auch mit dem „Cristin Claas Trio“ haben wir angefangen, neue Songs zu schreiben, was wir unter normalen Umständen erst nächstes Jahr in der Planung hatten. Somit bringen keine Konzerte mit sich, seine Kreativität anders zu nutzen.

Ein Kabarettist hat eigentlich nie genug Zeit, um sich neue Gags auszudenken. Mein neues Programm „Musik macht schlau! (außer manche)“ hatte im Februar Premiere und meine letzte Vorstellung damit war am, aufgepasst, Freitag, den 13. März, im Bernburger Theater. Wenn das mal kein gutes Omen war. In Bernburg haben wir auch einen Videomitschnitt gemacht und in den nächsten Wochen werde ich ein paar kurze Ausschnitte online stellen. Haltet auf Facebook danach Ausschau!
Ich bin ja sonst nicht viel zuhause und habe eigentlich nie genug Zeit, um schön zu kochen. Das mache ich nun. Klar, da werden die T-Shirts im Sommer arg spannen, aber es macht Spaß. Aber bitte mit Sahne!

Meine kreative Energie hat, wie ihr lest, genug Auslauf, aber ich vermisse schon während dieser Auszeit-Wochen das Touren und das Publikum sehr. Ich gebe bislang keine Online-Konzerte, das machen wir dann wieder schön live. Denn nichts ist so schön wie live.
Wir sehen und hören uns nach der ganzen Zeit wieder und ich bin gespannt, was dann Neues entstanden ist.
Lasst uns Dinge tun, die wir unter normalen Umständen nie gemacht hätten!

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